Samstag, 10. Februar 2018


Die Tafelrunde in Sanssouci

Adolph Menzel schuf 1850 dieses wunderschöne Gemälde einer angeregt, geistreich diskutierenden Herrenrunde. Diese Herrenrunde trifft sich im Marmor Saal des Schlosses Sanssouci, wo Friedrich keine  Damen duldete. Das Bild muss eine Szene vor 1751 wiedergeben, denn Mettrie starb im November des Jahres.

In der Mitte hinten schaut Friedrich II nachts rechts zu seinem, damals noch, engen Freund Voltaire. Zwischen beiden sitzt General von Stille (Kürassier-Regiment 6) in dem gelblichen Rock. Rechts neben Voltaire sitzt in dem dunkelblauen Rock My Lord Marschall Georg Keith (Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1751 preußischer Gesandter in Paris, 1754 Gouverneur von Neuchâtel). Neben ihm sitzt der Schriftsteller Baron Bielefeld (Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften, 1745 Gouverneur des Prinzen August Ferdinand, 1747 Curator aller preußischen Universitäten und Director des Hospitals zu Berlin).
Links vom König sitzt Feldmarschall Jakob/James von Keith (Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Gouverneur von Berlin, er wird später beim nächtlichen Überfall auf Hochkirch fallen). Neben ihm beugt sich Graf Algarotti (italienischer Schriftsteller, Kunstkritiker und Kunsthändler, auswärtiges Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, neben Voltaire und Maupertuis einer der wenigen Träger des militärischen Orden Pour le Mérite) im roten Rock vor. Daneben lauscht Graf Rothenburg (Dragoner-Regiment 3) dem Gespräch zwischen Graf Algarotti und Voltaire. Vorne unterhält sich Mettrie (Arzt und Schriftsteller) mit dem Marquis d`Argens (Jurist, französischer Schriftsteller und Philosoph, Kammerherr des Königs, Direktor der Historisch-philologischen Klasse der Berliner Akademie der Wissenschaften), der mit dem Rücken zum Betrachter sitzt.
Diese Runde um den »Philosophen von Sanssouci«, die sich in den Friedensjahren zwischen dem zweiten und dem dritten Schlesischen Krieg traf, philosophiert wahrlich und es gab sicherlich viele Anregungen für den König. Man palliierte nur französisch, Friedrich sprach nur schlecht Deutsch. In Preußen entwickelte sich manches im Sinne der Aufklärung (Abschaffung der Folter, Strafmilderungen für Kindsmörderinnen, gewisse Pressefreiheit, religiöse Toleranz, eine Reform der Rechtspflege, die Kolonisation des Oderbruches); war man vielen anderen europäischen Staaten damit in der gesellschaftlichen Entwicklung weit voraus, aber nicht der freie Geist, wie wir ihn heute sehen, denn das Staatsinteresse, Preußen zu einer anerkannten Macht in Europa zu entwickeln, stand über allem. Es ist noch das Zeitalter des Absolutismus, in dem der König zwar tolerant sein kann, aber der Alleinentscheider bleibt.   

Das Werk wurde leider 1945 im Krieg vernichtet.