Die Tafelrunde in Sanssouci
Adolph Menzel schuf 1850 dieses wunderschöne Gemälde
einer angeregt, geistreich diskutierenden Herrenrunde. Diese Herrenrunde trifft
sich im Marmor Saal des Schlosses Sanssouci, wo Friedrich keine Damen duldete. Das Bild muss eine Szene vor
1751 wiedergeben, denn Mettrie starb im November des Jahres.
In der Mitte hinten schaut Friedrich II nachts rechts zu
seinem, damals noch, engen Freund Voltaire. Zwischen beiden sitzt General von
Stille (Kürassier-Regiment 6) in dem gelblichen Rock. Rechts neben Voltaire
sitzt in dem dunkelblauen Rock My Lord Marschall Georg Keith (Mitglied der
Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1751 preußischer Gesandter in Paris,
1754 Gouverneur von Neuchâtel). Neben ihm sitzt der Schriftsteller Baron
Bielefeld
(Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften, 1745 Gouverneur des Prinzen
August Ferdinand, 1747 Curator aller preußischen Universitäten und Director des
Hospitals zu Berlin).
Links vom König sitzt Feldmarschall Jakob/James von Keith
(Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Gouverneur von Berlin, er
wird später beim nächtlichen Überfall auf Hochkirch fallen). Neben ihm beugt
sich Graf Algarotti (italienischer Schriftsteller, Kunstkritiker und
Kunsthändler, auswärtiges Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften,
neben Voltaire und Maupertuis einer der wenigen Träger des militärischen Orden
Pour le Mérite) im roten Rock vor. Daneben lauscht Graf Rothenburg (Dragoner-Regiment
3) dem Gespräch zwischen Graf Algarotti und Voltaire. Vorne unterhält sich
Mettrie (Arzt und Schriftsteller) mit dem Marquis d`Argens (Jurist,
französischer Schriftsteller und Philosoph, Kammerherr des Königs, Direktor der
Historisch-philologischen Klasse der Berliner Akademie der Wissenschaften), der
mit dem Rücken zum Betrachter sitzt.
Diese Runde um den »Philosophen von Sanssouci«, die sich
in den Friedensjahren zwischen dem zweiten und dem dritten Schlesischen Krieg
traf, philosophiert wahrlich und es gab sicherlich viele Anregungen für den
König. Man palliierte nur französisch, Friedrich sprach nur schlecht Deutsch.
In Preußen entwickelte sich manches im Sinne der Aufklärung (Abschaffung der
Folter, Strafmilderungen für Kindsmörderinnen, gewisse Pressefreiheit,
religiöse Toleranz, eine Reform der Rechtspflege, die Kolonisation des
Oderbruches); war man vielen anderen europäischen Staaten damit in der
gesellschaftlichen Entwicklung weit voraus, aber nicht der freie Geist, wie wir
ihn heute sehen, denn das Staatsinteresse, Preußen zu einer anerkannten Macht
in Europa zu entwickeln, stand über allem. Es ist noch das Zeitalter des
Absolutismus, in dem der König zwar tolerant sein kann, aber der
Alleinentscheider bleibt.
Das Werk wurde leider 1945 im Krieg vernichtet.